Poseido – oder: Wie fange ich ein Einhorn?!

23.05.2015

Eigentlich habe ich nicht ernsthaft nach einem neuen Pferd gesucht, nie seitenweise Verkaufsanzeigen gewälzt oder das Internet durchwühlt. Aber manchmal gibt es so etwas wie Schicksal und dann nehmen Dinge ihren Lauf.

Poseido habe ich das erste Mal im Internet im September 2014 gesehen, kurz nachdem er aus Spanien nach Deutschland kam.

Er war schön, keine Frage…und hatte Ausstrahlung, fast schon surreal wie ein Fabelwesen. Aber die innere Stimme, sich das Pferd mal in echt anzuschauen wollte nicht sprechen, noch nicht. Gründe kann ich auch jetzt eigentlich gar nicht benennen. War es der Preis, der Ausbildungsstand…ich weiß es nicht.
Fakt ist, ich habe den Gedanken an ihn verworfen und mir stattdessen ein anderes Pferd angeschaut.

Die Entscheidung das zweite Pferd zu besuchen und Probe zu reiten viel sehr schnell und ich war von ihm sehr begeistert. Ein Termin zur AKU wurde gemacht und dann kam die Ernüchterung. Das Pferd lahmte beim Vortraben.

In der Hoffnung, es habe sich nur vertreten, ließ ich das lahmende Bein röntgen und ein verkalkter Fesselträgerursprung ließ den Traum vom neuen Pferd wie eine Seifenblase platzen.

Blödes Schicksal, dachte ich…

Gefrustet von dem Ergebnis, der vertanen Zeit und Mühe wollte ich zum Thema „neues Pferd“ erstmal gar nichts mehr hören. Mir war immer klar, dass ich nicht unzählige Pferde Probe reiten werde, bis ich endlich das passende gefunden habe. So kam ich noch nie zu einem meiner Tiere.

Irgendwann erinnerte ich mich wieder an Poseido. Mehr als 5 Monate waren vergangen, seit er zum Verkauf angeboten wurde. Vielleicht ist er ja schon längst verkauft, dachte ich.

Wie es der Zufall (wenn man denn an diesen glaubt!) wollte, war er noch da. Und so machte ich einen Termin zum Vor-Ort-Besuch in der Nähe von München aus.

Auf der Fahrt dachte ich noch: Wart mal ab, das gab es schon vorher, dass ein Pferd auf Bildern toll präsentiert wird und in echt aussieht wie Frankensteins buchstäbliches Gesellenstück. Vor seiner Box traf mich dann auch fast der Schlag, aber nicht vor Schreck…mein Hirn funkte nur noch „Gott, is der geil!!“ Vor mir stand ein lebendiges Einhorn!!

In vager Vorahnung, wie die Dinge ihren Lauf nehmen würden, hegte ich ein klein wenig Hoffnung, er würde sich zumindest nicht gut reiten lassen. Irgendwie wehrte sich mein Innerstes noch gegen ein zweites Pferd – vielleicht schlechtes Gewissen Zascandil gegenüber?!

Der harmonischste Ritt meiner Karriere war es auch in der Tat nicht. Der Hengst wollte präzise Anweisungen. Kriegte er sie nicht, lief er einfach geradeaus statt um die Kurve, egal, ob da eine Wand war oder nicht. Auch im Maul war er super sensibel. Einmal zu lange die Hand dran und er quittierte das mit wüstem Kopfgeschüttel. Aber er vermittelte mir ein gutes Gefühl im Sattel.

Daher entschied ich mich, ihn in den TÜV zu schicken.

Wegen des unglücklichen Ausgangs der AKU des ersten Pferdes versuchte ich, meine Euphorie zu bremsen…an der Stelle war ich schon einmal und appellierte ein letztes Mal an mein Schicksal, jetzt die Notbremse zu ziehen, sollte dies tatsächlich nicht MEIN Pferd sein.

Das Schicksal bremste nicht und Poseido ging nicht nur mit einem sehr positiven Ergebnis (Zitat Tierarzt: „So gute AKU’s hab ich selten!!“), sondern auch mit einer Engelsgeduld durch die Untersuchung.

Da man sich gegen höhere Gewalt nicht wehren soll, war der Kauf beschlossene Sache.
Das Einhorn-Taxi musste organisiert werden.

Pfingstsamstag sollte es soweit sein. Toll…..mitten im Feiertagsverehr das Pferd über 450 km durch die Republik gondeln. Egal…ich habe es so gewollt.

Auf der Hinfahrt kam auch bald der 1. Stau. Das ließ wenig Raum für jede Hoffnung auf ein gutes Durchkommen. Aber manchmal kommt es anders als man denkt.

Vor Ort angekommen schnappte ich mir das Einhorn, um ihn noch ein paar Minuten zu bewegen. Die Fahrt war lang und die Ankunftszeit ungewiss. Verladen klappte bis auf ein kurzes Zögern problemlos.

Und siehe da, wenn Engel (oder andere magische Wesen) reisen, ist nicht nur das Wetter gut, sondern auch die Autobahn frei. In rekordverdächtigen 4,75 Stunden kamen zu Hause an.


Poseido wollte erst nicht wirklich aus dem Hänger aussteigen, ließ sich dann aber doch davon überzeugen, dass es bequemer ist, in der Box zu übernachten. Er stieg aus und dann kam…..NICHTS!

Von Zascandil in solchen Situationen wildestes Gekreische gewohnt, hat es dem Einhorn die Sprache verschlagen. Er ließ sich anstandslos ein paar Meter durch die Halle und dann in seine Box führen. Systemoverload, vermutete ich.

Seine Nachbarn haben immerhin dazu beigetragen, dass der Einzug nicht wie ein Stummfilm ablief.

Da war es nun, das Einhorn…so ganz konnte ich es noch nicht glauben. Mal sehen, ob er nach dem Aufwachen immernoch da sein würde…..

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